Die salutogenetische Haltung der Gesundheitsförderung beruht sehr stark auf den Fragen, wie Gesundheit entsteht, welche Faktoren Gesundheit positiv beeinflussen und wie diese erhalten werden können. Der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky (1923-1994) entwickelte sein Modell der Salutogenese als Alternative zur vorwiegend pathogenetisch – an Krankheit – orientierten Medizin.
Salutogenese bezeichnet den individuellen Entwicklungs- und Erhaltungsprozess von Gesundheit. Nach diesem Konzept ist Gesundheit nicht als Zustand, sondern als Prozess zu verstehen. Krankheit und Gesundheit werden laut Salutogenesemodell nicht getrennt, sondern als fließender Übergang gesehen. Jeder Mensch besitzt gesunde und kranke Aspekte. Ressourcen können wesentlich zur Erhaltung oder Verbesserung der Gesundheit beitragen.
Veranschaulicht hat Antonovsky seine Theorie mit Hilfe einer philosophischen Metapher. Das Leben des Menschen sei ein Fluss voll von Gefahren. Aus pathogenetischer Perspektive betrachtet, würde ein Außenstehender den ertrinkenden Menschen aus dem Fluss ziehen. Aus salutogenetischer Sicht hingegen stellt sich die Frage: „Wie macht man den Menschen zu einem guten Schwimmer?"
Was ist Gesundheitsförderung?
Das Verständnis von Gesundheit und Krankheit hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten massiv verändert – und ist auch weiterhin in dem Maß im Wandel begriffen, in dem sich gesellschaftliche Bedingungen verändern. Verstand man lange Zeit Gesundheit in erster Linie als die bloße Abwesenheit von Krankheit, so hat sich spätestens seit der Einigung auf die Ottawa Charta im Rahmen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mitte der 80er-Jahre ein neues Verständnis durchgesetzt: Gesundheit soll, so sehen es GesundheitspolitikerInnen und Gesundheitsförderungs-Fachleute, positiv definiert werden, nämlich als ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden. Um dieses ganzheitliche Wohlbefinden für alle zu erreichen, sorgt die Gesundheitsförderung - vor allem dadurch, dass die Lebenswelten gesundheitsförderlich gestaltet werden. Dahinter steht die Überzeugung, dass Menschen sich nur dann wirklich wohl fühlen können, wenn auch das Umfeld in dem sie leben, arbeiten, lernen und wohnen gesundheitsförderlich und nicht krank machend ist. Neben dieser "Verhältnisebene" sollen die Menschen auch dazu motiviert werden, sich für eine gesunde Lebensführung zu entscheiden (Verhaltensebene).
Gesundheitsförderung - Prävention
Prävention steht für Krankheitsvorbeugung bzw. Krankheitsverhütung. Während die Gesundheitsförderung durch Stärkung und Pflege von Ressourcen alle der Gesundheit dienlichen Maßnahmen im Rahmen einer Gesellschaft umfasst, ist die Prävention auf Vermeidung und Verhütung von (Krankheits-)Risken und damit verknüpft auch auf die Früherkennung von Krankheit orientiert.
Es wird unterschieden zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention. Primärprävention setzt an, noch bevor es zur Krankheit kommt. Sie trägt dazu bei, gesundheitsschädigende Faktoren zu erkennen und zu vermeiden, um die Entstehung von Krankheiten zu verhindern. Sekundärprävention soll das Fortschreiten von Krankheiten verhindern. Sie greift also in bestehende Risikosituationen ein und versucht, diese abzuwenden und Krankheitsfolgen zu vermindern. Tertiärprävention konzentriert sich bei bestehender Krankheit auf die Wiederherstellung der Gesundheit. Folgeschäden sollen damit vorgebeugt und Rehabilitation ermöglicht werden.
In der folgenden Untergliederung sind alle Maßnahmen erfasst, die vor der vollen Ausprägung der Erkrankung einsetzen:
Jede Maßnahme, die für die allgemeine Bevölkerung positiv ist, um künftige Probleme zu verhindern, wird als "universelle" präventive Intervention bezeichnet. Hiezu gehören z.B. Schulprogramme zur Förderung der Lebenskompetenzen der Schüler, massenmediale Kampagnen und Maßnahmen am Arbeitsplatz.
"Selektive" präventive Intervention
Diese Interventionen sind an Risikogruppen gerichtet, d.h. an Personen, die gefährdeter erscheinen, Substanzen zu missbrauchen bzw. abhängig zu werden. Hiezu zählen z.B. Kinder von alkoholkranken Eltern.
"Indizierte" präventive Intervention
Maßnahmen, die an Personen gerichtet sind, die bereits Anzeichen einer Abhängigkeitserkrankung und ein gefestigtes Risikoverhalten aufweisen, aber bei denen die diagnostischen Kriterien der Abhängigkeit noch nicht gegeben sind, fasst man als "indizierte" präventive Interventionen zusammen. Hiezu zählen z.B. junge Erwachsene, die am Wochenende wiederholt exzessiv Alkohol trinken.